Erfolgsmodell modernisieren

Unser Drei-Säulen-System ist ein Erfolgsmodell. Es muss aber durch tragfähige Reformen dringend den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Realitäten angepasst werden. Nur so kann unsere Altersvorsorge wieder auf ein solides finanzielles Fundament gestellt und auch für zukünftige Generationen gesichert werden.

Das Drei-Säulen-Prinzip in der Altersvorsorge ist ein einzigartiges Erfolgs- modell, an dem es festzuhalten gilt. Es wurde vor rund 50 Jahren verfas- sungsrechtlich verankert und hat sich bewährt. Seitdem haben sich unsere Gesellschaft, die Demografie wie auch unsere Arbeitswelt stark verändert – an diese Entwicklungen muss das System angepasst werden. Die jahrzehn- telange Reformblockade in der Altersvorsorge aufzubrechen, gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Politik.

«Die junge Generation hat ein modernes und nachhaltiges Rentensystem verdient.»

Der Erfolg der AHV-21-Reform birgt die Hoffnung, dass die Blockade aufge- brochen wurde. Jetzt muss nun zusätzlich die Revision der beruflichen Vor- sorge gelingen. Für Die Junge Mitte ist klar: Die AHV und das BVG müssen bis spätestens im Jahr 2040 finanziell stabil sein. Ausserdem ist es wichtig, das eigenverantwortliche Sparen in der 3. Säule mit weiteren Anreizen zu versehen. Um diese Ziele zu erreichen, sind folgende Anpassungen in den drei Säulen nötig:

1. Säule – Zukunftsmodelle prüfen
Dank der kürzlich gelungenen AHV-Reform ist die 1. Säule für die nächsten Jahre finanziert. Für ihre langfristige Sicherung müssen wir uns allerdings bereits heute mit möglichen Zukunftsmodellen befassen, denn die demogra- fischen Fakten sind klar und deutlich. Eine reine Koppelung des Rentenalters an die Lebenserwartung scheint auf den ersten Blick eine logische Forderung zu sein. Diese beinhaltet aber keinen sozialen Aspekt. Das Rentenalter sollte vielmehr an die Jahre der Erwerbstätigkeit geknüpft werden. Eine Person, die mit 16 Jahren eine Lehre gemacht hat, könnte folglich früher in Rente gehen als eine Person, die nach einem Studium erst mit 25 Jahren ins Berufsleben einsteigt. Das würde eine sozialpolitisch gerechte und akzeptable Lösung bringen. Dieses Modell der «Lebensarbeitszeit» gilt es nun vertieft zu prüfen und weiterzuverfolgen.

2. Säule – eine Reform ist dringender denn je
Teilzeitpensen und niedrige Löhne sind sehr schlecht bis gar nicht versi- chert. Davon sind aktuell vor allem Frauen betroffen, denn sie erhalten in der Regel nur halb so hohe Renten aus der 2. Säule wie Männer. Doch Teil- zeit- und Mehrfachbeschäftigungen nehmen allgemein zu. Eine Reform der beruflichen Vorsorge ist deshalb dringender denn je! Mit der Senkung der Eintrittsschwelle sowie der Anpassung des Koordinationsabzugs kann mehr Alterskapital angespart werden. Das ist richtig, denn damit wird die soziale Sicherheit im Alter gestärkt.

Für Die Junge Mitte ist unbestritten, dass der Umwandlungssatz gesenkt werden muss. Im Sinne einer echten Generationengerechtigkeit muss die systemwidrige Umverteilung von Jung zu Alt endlich reduziert werden. In Zukunft muss der derzeit fixe Umwandlungssatz entpolitisiert werden und zugunsten eines Systems, das sich nach mathematischen Werten automa- tisch den herrschenden wirtschaftlichen und demografischen Bedingungen anpasst, weichen.

3. Säule – privates Sparen fördern
Grosse Reformen braucht es hier nicht – durch mehr Anreize kann aber das Sparen gefördert und durch Kampagnen die Vorteile der 3. Säule bekannter gemacht werden. Wir fordern, dass junge Menschen bis zum 35. Lebensjahr den 1,5-fachen Beitrag in die 3. Säule einzahlen können. Das eigenständig gesparte Geld soll zudem zu einem bestimmten Betrag für die Finanzierung von Weiterbildungen bezogen werden können. Die kontinuierliche Weiterbil- dung ist in der heutigen Zeit von grosser Bedeutung.

Reformen sind ohne Zweifel nicht leicht und brauchen Zugeständnisse aller Anspruchsgruppen. Sie müssen langfristig, nachhaltig und für alle Genera- tionen tragfähig sein. Bei jeder nicht zustande kommenden Reform werden künftige Reformen umso härter und teurer für alle, insbesondere aber für uns Junge. Damit das schweizerische Drei-Säulen-System auch in Zukunft erfolgreich ist, müssen wir es hinsichtlich der heutigen Bedingungen und Herausforderungen in einem fortlaufenden Prozess anpassen, ohne dabei Bewährtes aufzugeben.

Meinungsbeitrag erschienen im Magazin «Konsumentenstimme» von Comparis, 01 / 2023